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Die Evo8

Seit jeher haben mich quadratische Gespliesste fasziniert. Es ist nicht die Optik des Vierecks – es sind die physikalischen Eigenschaften des Vierecks die mich überzeugen. Ich gebe sogar zu – aber das ist einfach Geschmackssache – dass eine sechseckig gespliesste Rute vermutlich eleganter, leichter aussieht. Vor allem bei längeren Ruten mit etwas kräftigeren Handteilen wirkt eine Quad optisch schnell eher schwer.

Im Vergleich zu einer Hex-Rute ist die Quad aber geringfügig leichter und hat, bei gleichem Taper, ein etwas stätkeres Rückgrat bei Distanzwürfen. Das ist eines der Fazit aus dem Vergleichstest in meiner Rutenserie.

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Evo8
Die Quad neu verpackt

Eine quadratische Rute sieht elegant aus – solange der Querschnitt nicht zu dick wird. Nimmt der Querschnitt zu, was bei längeren und schwereren Ruten der Fall ist, so wirkt auch die Quad-Rute mit ihren breiten Seitenflächen optisch ungleich schwerer als eine Sechseckige. Das wirkt für mich störend.

Es bietet sich logischerweise eine einfache Lösung an: die Ecken wegschneiden!

Nun wissen wIr aber, dass es genau die äussersten Partien des Bambus sind, in denen wir die grösste Kraftfaserdichte haben. Also darf aus physikalischen Gründen das Weghobeln der Ecke nicht die Lösung sein.

Damit wir über die gesamte Umrandung des Querschnitts die gleiche höchste Kraftfaserdichte erreichen, müssen die Ecken eingesetzt werden.

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Fazit:
Die Evo8 hat einige Nachteile:
 

  • komplizierte Taper(neu)berechnung (mehrere Taper in einer Rute)

  • Aufwändiges Herstellungsverfahren

  • grosser Mittelspleiss mit drei Tapern zu hobeln (octa-quad-hohl)

  • hohe Anforderung an Präzision

  • anspruchsvolles Verleimen (Spitze)

  • spezielle Hülsen

  • zu kompliziert für kommerzielle Herstellung

aber wichtige Vorteile:
 

  • Vereint Vorteile von Quad und Octagonal (das Potential der Rute liegt aufgrund von Vergleichstests um einiges höher als bei einer Hexagonalen)

  • Gewichtsersparnis von 14 – 22%

  • elegantes Aussehen (subjektiv)

  • interessante Rute mit hohem Spassfaktor!!!

  • Rutenbau (dank der Herausforderung) in seiner schönsten Art

Der Aufbau

Der Aufbau einer Evo8 gestaltet sich somit äusserst komplex. Es sind mehrere Arbeitsschritte auf der Hobelform notwendig (für das gleiche Rutenteil ist für jeden Winkel eine andere Einstellung notwendig):

  • Einstellung der Form für das 45°-Taper des grossen Spleisses

  • Einstellung der Form für das 90°-Taper des grossen Spleisses

  • Einstellung der Form für das 45°-Taper des kleinen Spleisses

  • Einstellung der Form für das (innere) Taper der Wandstärke beim Hohlbauen

Dieses mehrfache Einstellen der Form für das gleiche Teil macht deutlich, dass höchste Präzision für alle Arbeitsschritte gefragt ist, sonst passt am Ende nichts mehr zusammen oder es entstehen untolerierbare Leimfugen.

Zur echten Herausforderung wird das Hobeln der kleinen Eckspleisse in der Rutenspitze. Die bisher dünnsten Spleisse, die ich hierzu auf meiner Morgan Mill gehobelt habe, waren gerade noch 0.25 mm. Und ehrlicherweise muss ich hier anfügen, dass die eigentliche Schwierigkeit nicht im Hobeln der Spleisse lag – immer vorausgesetzt, dass die Messer scharf sind – sondern im Verleimen der Spleisse.

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